Firat Arslan

Firat Arslan – Geschichte einer Legende

Im Kindergarten und in der Schule wurde er oft gehänselt, aus seinem Vornamen, im Türkischen der Begriff für den Fluss Euphrat, wurde Dreirad oder Vierrad.
Der Profiboxer Firat Arslan wurde in Deutschland geboren, wuchs aber in den ersten fünf Jahren seines Lebens wie in einer Blase auf. Zu Hause wurde türkisch gesprochen, der Freundes- und Bekanntenkreis der Familie waren Türken, einen Fernsehapparat gab es nicht.

Als Arslan in den Kindergarten kam, verstand er kein Wort deutsch. Dort und in der Schule erfuhr er deswegen viel Ungerechtigkeit, Demütigung und Häme. Dadurch staute sich Wut in dem jungen Firat Arslan auf, er wollte Respekt und Anerkennung, wählte aber den falschen Weg: den der Gewalt. Und dann findet er als 18-Jähriger zum Boxen. Er boxt sich im wahrsten Sinne des Wortes durch, findet aufgrund seiner herausragenden Leistungen die erhoffte Anerkennung, findet zu sich als Person, und er findet dadurch den Weg zur Erfüllung eines großen Wunsches: Ein Eigenheim. Mit 18 Jahren formuliert er ein klares Ziel: Weltmeister will er werden. 19 Jahre später mit 37 erringt er den WM-Titel im Cruisergewicht, 2008 verteidigt er ihn.

Nach dem Verlust des WM Titels Ende 2008 setzt sich Firat ein neues Ziel. Er möchte nochmals Weltmeister werden!

Ein schwerer Radunfall setzt ihn fast zwei Jahre außer Gefecht. Ärzte prognostizieren, dass dies das Ende seiner sportlichen Laufbahn sei. Firat gibt nicht auf, arbeitet weiter an sich und steht schließlich am 3. Juli 2010 wieder im Ring – zum WM-Kampf live auf ZDF gegen Herelius aus Frankreich. 11 Runden haushoch in Führung liegend versagt sein Körper völlig dehydriert gegen die Hitze der Nacht: Endstation Krankenhaus. Firat wird abermals abgeschrieben.
Zwei Kämpfe um die WM gegen Marco Huck und Yoan Pablo Hernandez folgen. Das ARD überträgt live. Beide Kämpfe enden mit äußerst umstrittenen Punkturteilen gegen Firat. Viele Experten und Medien sind sich einig, sprechen und schreiben von einem Fehlurteil. 

Aufgrund seines Alters wird Firat erneut abgeschrieben, doch er kämpft weiter. Er erringt einige Europameistertitel und Internationale Titel der vier anerkannten Weltverbände und befindet sich stets unter den Top 10 der Weltrangliste.


Im Jahr 2020, im Alter von 49 Jahren steigt Firat Arslan nochmals in den Ring, kämpft um die Weltmeisterschaft gegen Kevin Lerena, verliert aber wegen eines regelwidrigen Handtuchwurfes einer nicht autorisierten Person durch Aufgabe. War das nun sein Ende? Aufgeben ist aber gar nicht die Sache von Firat Arslan. Er hält weiter an seinem Ziel fest. Die Corona Pandemie macht die Sache nicht leichter, weitere vier Jahre vergehen. In dieser Zeit folgen sieben weitere Siege, darunter zwei Internationale Titel der WBA. 


Dann geschieht, an was viele nicht mehr geglaubt haben: Am 21. Oktober 2023 greift er abermals als Außenseiter nach der Krone und siegt gegen den Bosnier Edin Puhalo durch technischen KO in der 6. Runde. Damit ist Firat Arslan der älteste Boxweltmeister aller Zeiten. Auf die Frage, ob er bei einem Angebot für einen großen Kampf nochmals in den Ring steigen würde, ließ der WBA Gold World Champion noch vor seinen 6.000 feiernden Fans wissen, dass er ein solches Angebot nicht ablehnen würde. 

Es gibt bislang keinen offiziellen Rücktritt.


Firat Arslan ist nach wie vor in der unabhängigen Weltrangliste sowie bei der WBA als amtierender WBA Gold World Champion gelistet.

Wir sind gespannt, was folgt!