Firat Arslan
Im Kindergarten und in der Schule wurde er oft gehänselt, aus seinem Vornamen, im Türkischen der Begriff für den Fluss Euphrat, wurde Dreirad oder Vierrad: Der Profiboxer Firat Arslan wurde in Deutschland geboren, wuchs aber in den ersten fünf Jahren seines Lebens wie in einer Blase auf. Zu Hause wurde türkisch gesprochen, der Freundes- und Bekanntenkreis der Familie waren Türken, einen Fernsehapparat gab es nicht.
Als Arslan in den Kindergarten kam, verstand er kein Wort deutsch. Dort und in der Schule erfuhr er deswegen viel Ungerechtigkeit, Demütigung und Häme. Dadurch staute sich Wut in dem jungen Firat Arslan auf, er wollte Respekt und Anerkennung, wählte aber den falschen Weg: den der Gewalt. Und dann findet er als 18-Jähriger zum Boxen. Er boxt sich im wahrsten Sinne des Wortes durch, findet aufgrund seiner herausragenden Leistungen die erhoffte Anerkennung, findet zu sich als Person, und er findet dadurch den Weg zur Erfüllung eines großen Wunsches: Ein Eigenheim. Mit 18 Jahren formuliert er ein klares Ziel: Weltmeister will er werden. 19 Jahre später mit 37 erringt er den WM-Titel im Cruisergewicht, 2008 verteidigt er ihn.
Mit 49 Jahren steigt Firat Arslan 2020 nochmals in den Ring, kämpft um die WM gegen Kevin Lerana, verliert aber wegen eines regelwidrigen Handtuchwurfs einer nicht autorisierten Person durch technischen KO. Er verpasst damit die Chance, ältester Box-Weltmeister überhaupt zu werden. Aufgeben ist nun aber gar nicht die Sache von Arslan, er wird versuchen, nochmals um die Weltmeisterschaft zu kämpfen. Den Kampf allerdings, ein Leben zu führen, wie er es sich vorstellt, hat er längst gewonnen. Ein Leben, in dem Gerechtigkeit ein zentraler Punkt ist und Gewalt keinen Platz hat.